Akronyme und Begriffe erklärt
Buchstabensuppe – ein Leitfaden für Akronyme
Akronyme, Akronyme, Akronyme…. Willkommen in der Welt des Zugangs und Vorteilsausgleichs, kurz ABS.
Wenn Sie zum ersten Mal anfangen, über das Nagoya-Protokoll und ABS zu lesen, haben Sie vielleicht das Gefühl, in einer Buchstabensuppe zu schwimmen.
Lassen Sie uns einige der häufigsten Akronyme und ihre Bedeutung durchgehen.
ABS
= Zugang und Vorteilsausgleich
ABS bezieht sich auf den Zugang zu genetischen Ressourcen und die faire und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus ihrer Nutzung ergeben. Mit anderen Worten: biologisches Material, das in den Anwendungsbereich des Nagoya-Protokolls fällt, für Forschungszwecke zu erhalten und dafür etwas zu geben.
ABS-CH
= ABS Clearing House
Das ABS-CH ist eine Website, die im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) entwickelt wurde und vom CBD-Sekretariat betreut wird. Das ABS-CH ist eine wichtige Ressource, und wenn Sie Informationen über nationale Maßnahmen zu ABS benötigen, sollte dies Ihre erste Anlaufstelle sein.
BfN
= Bundesamt für Naturschutz
Das BfN bzw. das Bundesamt für Naturschutz ist die zuständige nationale Behörde in Deutschland.
CNA
= Zuständige nationale Behörde
Die zuständige nationale Behörde ist für die Umsetzung des Nagoya-Protokolls verantwortlich. Die zuständigen nationalen Behörden sind für die Gewährung des Zugangs oder gegebenenfalls für die Ausstellung eines schriftlichen Nachweises über die Erfüllung der Zugangsvoraussetzungen verantwortlich. Sie beraten auch über die anwendbaren Verfahren und Anforderungen für die Einholung der vorherigen Einverständniserklärung (Prior Informed Consent) und den Abschluss der einvernehmlich vereinbarten Bedingungen (Vorteilsausgleich).
Der Begriff CNA sollte nicht mit der „zuständigen Behörde“ gemäß der EU-ABS-Verordnung verwechselt werden. Die zuständigen Behörden in der EU sind für die Umsetzung der Compliance-Mechanismen in der EU-ABS-Verordnung verantwortlich.
CBD
= Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity)
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt ist ein internationaler Vertrag, der am 29. Dezember 1993 in Kraft trat.
EU-ABS-Verordnung
Verordnung (EU) Nr. 511/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Maßnahmen zur Einhaltung des Nagoya-Protokolls über den Zugang zu genetischen Ressourcen und das ausgewogene und gerechte Teilen der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile in der Union, die für die Europäische Union am 6. Juni 2014 in Kraft trat.
EU-Durchführungsverordnung
DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2015/1866 DER KOMMISSION vom 13. Oktober 2015 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EU) Nr. 511/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf das Register der Sammlungen, die Überwachung der Einhaltung der Vorschriften durch die Nutzenden und bewährte Verfahren.
GR
= Genetische Ressource
Genetische Ressourcen werden oft einfach als GR bezeichnet.
ITPGRFA
= Internationaler Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture)
Der ITPGRFA (oder Saatgutvertrag) zielt auf die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft und die gerechte und ausgewogene Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile in Übereinstimmung mit dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Dieser Vertrag gilt nur für pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft. Weitere Informationen zum Vertrag finden Sie hier: http://www.fao.org/plant-treaty/en/
MAT
= Einvernehmlich Vereinbarte Bedingungen (Mutually Agreed Terms)
Wird auch als Vorteilsausgleichsvereinbarung bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen Vertrag zwischen einem Bereitstellerland/Bereitsteller genetischer Ressourcen und den Nutzenden. Zu diesen Bedingungen gehören auch Streitbeilegungsklauseln, Bedingungen für den Vorteilsausgleich (auch in Bezug auf geistige Eigentumsrechte), Bedingungen für die spätere Nutzung durch Dritte, falls vorhanden, und gegebenenfalls Bedingungen für Änderungen der Nutzungsabsicht.
MTA
= Materialtransfervertrag (Material Transfer Agreement)
Eine Vereinbarung zwischen Institutionen, die die Bedingungen für den Transfer von Proben oder Mustern festlegt. Dies ist nicht zu verwechseln mit MAT – mutually agreed terms – obwohl auch mutually agreed terms in einem MTA enthalten sein können.
NFP
= Nationale Kontaktstelle (National Focal Point)
Diese Person ist die internationale Kontaktstelle für das CBD-Sekretariat. Sie stellt auch Informationen über ABS zur Verfügung, wie z. B. die Voraussetzungen für den Zugang zu genetischen Ressourcen oder die zu kontaktierenden Behörden, die Verfahren für den Erhalt von PIC und die Einrichtung von MAT sowie Informationen über CNAs, relevante indigene und lokale Gemeinschaften und relevante Interessengruppen.
Alle Vertragsparteien des Nagoya-Protokolls und des CBD haben eine nationale Kontaktstelle. Deren Kontaktdaten sind im ABS Clearing House zu finden.
NP
= Nagoya-Protokoll
Nagoya-Protokoll über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt.
PIC
= Auf Kenntnis der Sachlage gegründete vorherige Zustimmung (prior informed consent)
Die Erlaubnis, die von einem Land und/oder indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften erteilt wird, BEVOR (daher das Wort „prior“) auf genetische Ressourcen zugegriffen wird. Diese Erlaubnis sollte in Übereinstimmung mit den nationalen rechtlichen, politischen und administrativen Rahmenbedingungen erteilt werden.
PIP Framework
= Pandemic Influenza Preparedness Framework
Das PIP Framework wurde von den Mitgliedsstaaten der WHO entwickelt und 2011 von der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet. Das Rahmenwerk setzt einen globalen Ansatz für die Bereitschaft und Reaktion auf eine Influenzapandemie um, der darauf abzielt, den Austausch von Influenzaviren mit pandemischem Potenzial für den Menschen zu verbessern und zu verstärken und den Zugang von Entwicklungsländern zu Impfstoffen und anderen pandemiebezogenen Lieferungen zu verbessern.
TK
= Traditionelles Wissen im Zusammenhang mit genetischen Ressourcen
Es gibt derzeit keine akzeptierte Definition von TK auf internationaler Ebene. Es kann als Wissen, Know-how, Fähigkeiten und Praktiken betrachtet werden, die innerhalb einer Gemeinschaft und in einem traditionellen Kontext entwickelt, erhalten und von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Die EU-Verordnung definiert „traditionelles Wissen im Zusammenhang mit genetischen Ressourcen“ als traditionelles Wissen einer indigenen oder lokalen Gemeinschaft, das für die Nutzung genetischer Ressourcen relevant ist und das als solches in den einvernehmlich festgelegten Bedingungen für die Nutzung genetischer Ressourcen beschrieben wird.