ABS in Förderanträgen und wissenschaftlichen Publikationen
11ter GNP HuB Stammtisch
Überlegungen zum Access and Benefit Sharing (ABS) werden bei der Planung wissenschaftlicher Projekte und damit auch bei Förderanträgen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen immer wichtiger. Aus diesem Grund lag der Schwerpunkt unseres 11. Stammtisches darauf, wie Forscher sich in der komplexen ABS-Landschaft zurechtfinden können, um erfolgreiche Förderanträge und Veröffentlichungen zu gewährleisten.
Willkommen und Projekt-Update
Zu Beginn der Sitzung stellte Dr. Amber H. Scholz die neue fünfjährige Phase des deutschen Nagoya-Protokoll-HuB-Projekts, das neue Team und die erweiterten Ziele vor. Sie betonte insbesondere die Änderungen in Bezug auf den Schwerpunkt und das Team, die mit der neuen Phase des Projekts einhergehen, die 2023 begann und von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen finanziert wird. Anschließend fasste Melania Muñoz García die Veranstaltungen zusammen, die im vergangenen Jahr vom GNP-HuB ausgerichtet wurden, darunter die vorherigen „Stammtisch“-Treffen und andere Workshops und Konferenzen, die das Projekt organisiert und an denen es teilgenommen hat.
ABS vor Beginn dem Forschungsprojekt
Überlegungen zu ABS sind ein wichtiger Bestandteil von Anträgen auf wissenschaftliche Fördermittel, aber welche Informationen müssen enthalten sein? Um diese Frage zu beantworten, haben wir Dr. Meike Teschke, Programmdirektorin bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und verantwortlich für deren ABS-Arbeitsgruppe, sowie Andreas Holtel, Projektbeauftragter im MICROBE-Projekt: Microbiome Biobanking (RI) Enabler, eingeladen, um den Überprüfungsprozess und die Anforderungen an ABS-Informationen in DFG- und Horizon-Europe-Förderanträgen zu erläutern.
ABS in DFG-Förderanträgen
Eine Anleitung, welche Informationen zu ABS enthalten sein müssen, findet sich in den DFG-Vorschriften zur Erstellung von Projektanträgen (DFG-Vordruck 54.01) unter Punkt 4.1.4. Es ist wichtig, in deinem Förderantrag zu zeigen, dass du die für dein Projekt geltenden ABS-Verpflichtungen kennst und verstehst, und anzugeben, welche Schritte du unternommen hast oder zu unternehmen planst, um diese Anforderungen zu erfüllen. Außerdem musst du angeben, ob du Projektpartner in den Bereitstellerländern hast und welche Rolle diese im ABS-Prozess spielen. Gib an, welche genetischen Ressourcen nach Deutschland transportiert werden dürfen, und beachte, dass zusätzlich zu den ABS-Genehmigungen aus dem Bereitstellerland auch eine Sorgfaltserklärung gemäß deutschem Recht und der EU-ABS-Verordnung erforderlich sein kann. Es wird jedoch weder erwartet, dass du dich mit nationalen Ansprechpartnern in Verbindung setzt oder mit ihnen verhandelst, noch dass du eine Genehmigung hast, bevor eine Finanzierungsentscheidung getroffen wurde.
Da die Beschaffung von ABS-Genehmigungen viel Zeit in Anspruch nehmen kann, kann sich der Projekt- und Finanzierungsbeginn bis zu einem Jahr nach der Finanzierungsentscheidung verzögern. Auch wenn es nicht vorgeschrieben ist, die ABS-Prozesse vor der Genehmigung des Zuschusses zu beginnen, ist es möglicherweise eine gute Idee, sich im Voraus zu informieren und die nationalen Anlaufstellen zu kontaktieren und sich nach den Wartezeiten zu erkundigen, um unerwünschte Verzögerungen zu vermeiden.
ABS in Horizon-Europe-Förderanträgen
Als Nächstes gab Andreas Holtel einen Einblick in die Beantragung von Fördermitteln im Rahmen von Horizon Europe. Er hob die Teile der Self-Assessment-Dokumente hervor, die für ABS relevant sind. Antragsteller müssen die Tabelle zu ethischen Fragen ausfüllen, die aus Ja/Nein-Fragen zu ethischen Bedenken in Bezug auf Forschung mit Menschen, Datenschutz, Tierpflege usw. besteht. Die ABS-bezogenen Fragen befinden sich im Abschnitt über Nicht-EU-Länder. Die Tabelle enthält Fragen zur Nutzung von Ressourcen aus diesen Ländern, einschließlich genetischem Material, und zum Import von Material in die EU. Wenn eine der Fragen in der Tabelle mit „Ja“ beantwortet wird, muss eine ethische Selbstbewertung durchgeführt werden. Es wurde erneut betont, dass es wichtig ist, sich seiner ABS-Verpflichtung bewusst zu sein. Die Ziele und Methoden im Zusammenhang mit dem Nagoya-Protokoll müssen angegeben und die Maßnahmen beschrieben werden, die ergriffen werden müssen, um sicherzustellen, dass alle Projektaktivitäten den nationalen und EU-Vorschriften entsprechen.
Herr Holtel erläuterte dann, wie der Überprüfungsprozess für diese ethischen Selbstbewertungen durchgeführt wird. Für Förderanträge im Rahmen von Horizon Europe wird eine Ethikprüfung durchgeführt, bei der viele verschiedene ethische Aspekte bewertet werden, darunter auch ABS, wie bereits erwähnt. Diese Prüfung führt zu einem Bericht, der dann automatisch in ethische Anforderungen umgewandelt wird.
Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist, dass ABS-Angelegenheiten bei der ethischen Selbstbewertung als Bedenken im Zusammenhang mit der Arbeit in Nicht-EU-Ländern eingestuft werden. Es gibt jedoch auch EU-Länder, die den Zugang zu ihren genetischen Ressourcen regulieren, z. B. Frankreich und Spanien. ABS-Angelegenheiten sollten in der Tabelle „Ethische Fragen“ unter „Sonstige Fragen“ aufgeführt werden.
ABS nach Abschluss des Forschungsprojekts: Informationen zum Vorteilsausgleich in wissenschaftlichen Publikationen
Im nächsten Teil des Stammtisches hielt Genuar Núñez, der am DSMZ am Projekt „Examining trends on non-monetary benefit-sharing“ (ET-NMBS) arbeitet, einen Vortrag über seine Forschung zu ABS-Genehmigungen in wissenschaftlichen Publikationen. Er wies darauf hin, dass es keine Standards dafür gibt, wie ABS-Genehmigungen in wissenschaftliche Arbeiten aufgenommen werden sollen.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Forscher ist, dass einige wissenschaftliche Zeitschriften unterschiedliche Richtlinien für die Offenlegung von ABS-Genehmigungen eingeführt haben. PloS one setzt Best Practices in der Forschungsberichterstattung um, einschließlich der Erwähnung von erhaltenen ABS-Vereinbarungen, während Plants ethische Erklärungen im Zusammenhang mit ABS anfordert. Andererseits enthalten die Zeitschriften des Nature-Portfolios Richtlinien, um die Zusammenarbeit mit lokalen Forschern und deren Einbeziehung als Co-Autoren zu fördern. Darüber hinaus verlangen Molecular Ecology und Molecular Ecology Resources nun als Voraussetzung für die Veröffentlichung, dass die in der Publikation beschriebene Forschung den einschlägigen nationalen Gesetzen zur Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt und der Vereinbarungen des Nagoya-Protokolls entspricht.
In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass einige Länder vorschreiben, wie die Genehmigungen zitiert werden sollten. Darüber hinaus ist es wichtig, die Einhaltung der ABS-Bestimmungen zu zitieren, auch wenn dies nicht vorgeschrieben ist, um die Sichtbarkeit des nicht-monetären Vorteilsausgleichs aus nicht-kommerzieller Forschung zu erhöhen. Die Verwendung von Mustererklärungen und die Berücksichtigung der Berichterstattungsstile anderer Autoren trägt dazu bei, diesen Prozess zu vereinfachen.
Reflexion und Zusammenfassung
Zum Abschluss unseres 11. GNP HuB Stammtisch haben wir wertvolle Einblicke in ABS in Zuschussanträgen und wissenschaftlichen Publikationen gewonnen. Lasst uns diese Erkenntnisse nutzen und verantwortungsvolle Forschungspraktiken anstreben, die für Transparenz sorgen. Vielen Dank an alle Mitwirkenden und lasst uns dieses wichtige Gespräch fortsetzen.